
VDG aktuell 2018-01
1 Juni, 2018
VDG aktuell 2019-01
1 Juni, 2019
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1 Juni, 2018
VDG aktuell 2019-01
1 Juni, 2019Ausgabe 2018-02
VDG aktuell
Editorial
Liebe VDG-Mitglieder,
wir leben in einer Zeit rasanter Veränderungen der industriellen Fertigungstechnik. Steigende Anforderungen an die Produkte (z. B. Leichtbau, Funktionsintegration) und an die zugehörigen Fertigungsverfahren (u. a. Energie- und Materialeffizienz, Kosten, Automatisierbarkeit) sind die Treiber der Entwicklung. An dieser Stelle stehen Gießen und andere Fertigungsverfahren in einem andauernden Wettbewerb. Neue Fertigungsverfahren und die Weiterentwicklung bestehender Verfahren haben einen großen Einfluss auf diesen Wettbewerb und führen in vielen Fällen zu Verschiebungen zwischen den unterschiedlichen Fertigungstechnologien.
Eine besonders lebhafte Entwicklung haben in den letzten Jahren die additiven Fertigungsverfahren erlebt. Die Anzahl der Verfahrensvarianten und der nutzbaren Werkstoffe ist inzwischen groß und die Leistungsfähigkeit der Anlagen nimmt kontinuierlich zu. Alleine für die Herstellung metallischer Bauteile ist eine Vielzahl unterschiedlicher additiver Fertigungstechniken entstanden; das selektive Lasersintern, das Elektronenstrahlschmelzen oder das Binder Jetting sind nur einige der aktuell hoch gehandelten Techniken.
Für das Fertigungsverfahren Gießen entsteht ohne Zweifel durch die additive Fertigung neuer Wettbewerb. Die große Komplexität der herstellbaren Bauteilgeometrie, die hohe Geschwindigkeit der werkzeuglosen Umsetzung von 3-D-Daten in ein Bauteil und die Möglichkeit des Aufbaus von Werkstoffkompositen sind starke Argumente für die additive Fertigung. Aktuell beschränkt sich der Wettbewerb der additiven Fertigung gegenüber dem Gießen noch auf die Fertigung kleiner, hochkomplexer Bauteile in geringen Stückzahlen. Eine Verschiebung hin zu größeren Bauteilen und steigenden Seriengrößen ist durch die Entwicklung der Anlagentechnik in den nächsten Jahren zu erwarten.
Für uns Gießereifachleute bedeutet die Entwicklung der additiven Fertigung aber nicht nur eine Bedrohung, sondern sie bietet vielfältige neue Möglichkeiten. Vielfach genutzt wird in den Gießereien inzwischen das Printen von Formen und Kernen für die Herstellung von Kleinserien und komplexen Bauteilgeometrien. Auch das Drucken von Modellen oder Modellsegmenten aus Kunststoff wird in Teilbereichen des Gießereimodellbaus eingesetzt. In der Verzahnung der additiven Fertigung mit dem Gießen liegt eine große Chance, auch zukünftig die Vorteile des Gießens zu nutzen und auszubauen. Wirtschaftlichkeit, Materialeffizienz und Energieeffizienz sprechen bei vielen Bauteilen auch zukünftig für das Gießen. Durch die Nutzung geprinteter Formen für Entwicklungsmuster und Kleinserien mit kurzen Durchlaufzeiten oder durch die Verwendung gedruckter Kerne für die Realisierung komplexer Gussteilgeometrien können die Stärken von additiver Fertigung und Gussfertigung miteinander kombiniert werden.
Der VDG versteht sich an dieser Stelle als Unterstützer neuer Technologien für das Gießen. Durch das Angebot verschiedener Plattformen für den fachlichen Austausch und für die Weiterbildung werden aktuelle Entwicklungen gefördert. Die Sprechabende der Landesgruppen, die Seminarveranstaltungen der VDG-Akademie und der Gießereitag sind bewährte Veranstaltungen und bieten Gießereifachleuten Fachwissen und Orientierung zu aktuellen Themen.
Sicher ist, dass erfolgreiche Netzwerke von der Beteiligung der Teilnehmer leben. Aus diesem Grund möchte ich Sie aufrufen, die Angebote des VDG zu nutzen und die angebotenen Veranstaltungen zu besuchen, damit wir gemeinsam die Fertigungstechnik Gießen weiterentwickeln können.
Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne viel Spaß und interessante Erkenntnisse bei der Lektüre der neuen VDG aktuell.
Ihr
Jens Wiesenmüller