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| Internationaler Erfahrungsaustausch

Das Young Professional Program zu Gast in Japan

Das Young Professional Program (YPP) ist ein eindrucksvolles Beispiel für den internationalen Austausch innerhalb der Gießereibranche. Seit seiner Gründung 2016 durch den Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG), den Verein Deutscher Gießereifachleute (VDG), die Japan Foundry Engineering Society (JFS) und die American Foundry Society (AFS) hat es sich als Plattform etabliert, die junge Führungskräfte aus Deutschland, Japan und den USA miteinander vernetzt. Ziel ist es, nicht nur berufliche Verbindungen zu schaffen, sondern auch Innovationen und Wissen über Ländergrenzen hinweg zu fördern.

 

Das Treffen in Japan: Eine Reise in die Vielfalt des Gusses

Der jüngste Höhepunkt des YPP war das Treffen im März 2024 in Japan. Nach Besuchen in Deutschland (2017) und den USA (2019) führte der dritte Teil der Veranstaltungsreihe rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Städte Okayama und Hiroshima. Im Mittelpunkt der Reise standen Besichtigungen von sieben Gießereien innerhalb von vier Tagen. Die beeindruckende Vielfalt der Produktionsmöglichkeiten, vom präzisen Feinguss bis hin zu massiven Gussteilen, unterstrich die Innovationskraft der japanischen Gießereiindustrie.

 

Zu den Stationen gehörten unter anderem:

  • Castem Technology Laboratories: Spezialisiert auf kleinste Bauteile im 3D-Druck sowie hochwertigen Feinguss.
  • Asagoe Industry: Mit drei Gießereiwerken und moderner Technologie wie Kaizen und der 5S-Methode wird hier Maschinenformguss für die Eisenbahn- und Automobilindustrie produziert.
  • Daiwa Heavy Industry: Fertigt Maschinenbetten mit über 40 Tonnen Gewicht.
  • Nakashima Propeller: Bekannt für riesige Schiffspropeller mit einem Durchmesser von über zehn Metern.
  • Mazda Motor Corporation: Der Besuch umfasste die Eisen- und Aluminiumgießerei, die Endmontage sowie das firmeneigene Museum.

 

Die Besichtigungen zeigten eindrucksvoll, wie japanische Gießereien den Spagat zwischen Tradition und Innovation meistern. Vom Einsatz digitaler Steuerungstechnologien über nachhaltige Produktionsmethoden bis hin zu moderner Prozessüberwachung – die Branche stellt sich den Herausforderungen des globalen Wettbewerbs.

 

Einblicke in eine Branche im Wandel

Japan steht vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland: Die Zahl der Gießereien hat sich in den letzten 30 Jahren von über 4.000 auf rund 1.700 reduziert. Besonders stark betroffen ist der Bereich Eisenguss, während der NE-Bereich (Nichteisenmetalle) wächst. Ein Thema, das während der Reise aufkam, war die geografische Lage der Gießereien. Aufgrund der Gefahr von Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Erdbeben wählen viele Unternehmen bewusst Standorte mit geringem Risiko. In diesem Zusammenhang hat die Nuklearkatastrophe von Fukushima den Energiemix Japans gehörig durcheinandergeworfen. Das Land setzt mit anderen Strategien im Vergleich zu Deutschland darauf, den Energiemix umweltfreundlicher zu gestalten. Auch in Japan wird in den nächsten Jahren das Angebot an sauberen Schrotten für Gießereien zurückgehen. Daher wurde vor Ort die Gewinnung sauberer Schrotte in einem Projekt vorgestellt: Aktuell werden ausgediente Seeschiffe angekauft, um dann auf die gezielte Gewinnung von Schrotten für Eisen- und Stahlgießereien zu setzen.

 

Ein emotionaler Abschluss in Hiroshima

Der Abschluss der Reise fand in der Rooftop-Bar des Hiroshima Orizuru Towers statt – einem Ort von historischer und emotionaler Bedeutung. Mit Blick auf die Atombombenkuppel, heute UNESCO-Welterbe und Mahnmal für den Weltfrieden, wurde deutlich, wie wichtig internationale Zusammenarbeit für eine friedliche Zukunft ist. Das YPP-Treffen in Japan war mehr als ein technischer Austausch. Es war eine Gelegenheit, Brücken zu bauen – zwischen Menschen, Ländern und Kulturen. Mit Initiativen wie dem YPP zeigt die Gießereibranche, wie wichtig globale Netzwerke für den Fortschritt und die Nachhaltigkeit der Industrie sind.